StadtwerkeGespräch

Neues Jahr – neue Herausforderungen

3. Januar 2024  Sylvia  Fiedler Sylvia Fiedler

Mit dem Beginn des neuen Jahres stehen wir vor einem energiegeladenen Jahr voller Herausforderungen und neuen Perspektiven. Die Energiewelt entwickelt sich dynamisch, doch unser Engagement für eine nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung bleibt konstant. In diesem Kontext möchten wir einen Überblick geben, welche Entwicklungen und Aufgaben uns im Jahr 2024 erwarten und wie wir als regionaler Energieversorger diese Herausforderungen angehen werden.

Strompreise: Drastischer Anstieg der Netzentgelte

Die Entscheidung der Ampelkoalition in Berlin, Subventionen in Höhe von 5,5 Milliarden Euro für Höchstspannungsnetze zu streichen, hinterlässt deutliche Spuren auf den Netzentgelten. Im Jahr 2024 verzeichnen die Entgelte der Übertragungsnetzbetreiber einen Anstieg von über 100 Prozent im Vergleich zu 2023. Insgesamt machen die Netzentgelte fast ein Viertel des Strompreises für Haushalte aus. Laut Berechnungen des Wirtschaftsministeriums steht uns ein Preisanstieg von elf Prozent für private Haushalte in 2024 bevor.

Wir hatten bereits im Oktober 2023 eine deutliche Senkung der Strompreise zum Jahresbeginn angekündigt. Die Energiekrise führte zu explodierenden Beschaffungskosten und wie viele andere Versorger sahen auch wir uns mit historisch hohen Strombeschaffungskosten konfrontiert. Die vorübergehende Strompreisbremse half, diese außergewöhnlichen Preissteigerungen abzumildern. Die begleitende Kompensation durch die Energiepreisbremse endete allerdings bereits zum Jahresende 2023.

Für das Netz der Freiberger Stromversorgung GmbH resultiert aus den vorangegangenen Erhöhungen eine spezifische Mehrbelastung bei Haushaltskunden von 0,54 Cent|kWh (netto) im Vergleich zu den bisher veröffentlichten Netzentgelten für 2024.

„Trotz sinkender Strom- und Erdgaspreise bleibt der Gesamtenergiepreis auf einem unerfreulich hohen Niveau, weit über den Werten vor Ausbruch des Ukrainekonfliktes.“, fasst Axel Schneegans – unser Vorstandsvorsitzender – die Situation zusammen.

Wir setzen unsere Zusage vorerst um und senken trotz dieser Entwicklungen die Strompreise zum Jahresbeginn 2024 deutlich. Nahezu alle Kundengruppen profitieren von den merklich gesunkenen Einkaufspreisen. „Die Auswirkungen auf die Gesamtkosten hängen vom jeweils abgeschlossenen Vertrag ab.“, erläutert Schneegans. Wir werden die resultierende Preissteigerung im vertraglich vereinbarten Rahmen weitergeben, alle anderen Tarife, einschließlich der Grundversorgung, bleiben vorerst unverändert. „Wir versuchen, die Mehrbelastung für unsere Kunden so lange wie möglich zu kompensieren.“

 

Gaspreise: CO2-Preis und Gasspeicherumlage

Das Klimapaket hat einschneidende Veränderungen für die Gaspreise mit sich gebracht. Die CO2-Bepreisung für fossile Energien, eingeführt im Januar 2021, begann mit 25 Euro pro Tonne und stieg 2022 auf 30 Euro. Die geplante Erhöhung um weitere fünf Euro wurde 2023 verschoben. Doch die jüngste Entscheidung des Bundestags im Dezember 2023 setzt den CO2-Preis ab 1. Januar 2024 auf 45 Euro pro Tonne – eine Entwicklung, die zu einer spezifischen Gaspreiserhöhung von 0,041 Cent|kWh (netto) führt.

Auch die Gasspeicherumlage, festgelegt durch die Trading Hub Europe GmbH (THE), erfährt ebenfalls eine Neuanpassung. Ab dem 1. Januar 2024 steigt sie auf 1,86 Euro|MWh, im Vergleich zu den bisherigen 1,45 Euro|MWh seit dem 1. Juli 2023. THE gibt den insgesamt gesunkenen Gasverbrauch als Hauptgrund für diese Kostensteigerung an.

Aus diesen beiden Anpassungen ergibt sich eine spezifische Erhöhung von 0,2224 Cent|kWh (netto).

Axel Schneegans äußert sich dazu: "Die Herausforderungen auf dem Gasmarkt sind uns bewusst. Als regionales Stadtwerk tragen wir die Verantwortung für unsere Kunden und die Stadt. Wir arbeiten hart daran, die besten Lösungen zu finden und die Auswirkungen der Preissteigerungen zu minimieren."

Wir kompensieren die Kostensteigerungen auch hier für einen großen Teil unserer Kunden. Die Erhöhung greift nur in den Sonderverträgen, in denen die variablen Kosten entsprechend der aktuellen Gültigkeit abgerechnet werden.

Schneegans unterstreicht: "Unsere Verantwortung als regionales Stadtwerk geht weit über die Energiebereitstellung hinaus. Die Verbundenheit zu unseren Kunden ist uns essenziell. Als städtisches Unternehmen tragen wir maßgeblich zur Verantwortung für die Stadt und ihre Bewohner bei. Wir bleiben engagiert, die besten Lösungen zu finden und setzen uns weiterhin intensiv für unsere Kunden und die Gemeinschaft ein."

 

Temporäre Umsatzsteuersenkung

Die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer für Gas und Wärme, die als Reaktion auf die Energiepreisanstiege nach dem russischen Angriff auf die Ukraine eingeführt wurde, sieht nach den Plänen der Ampelkoalition vor, bis Ende Februar 2024 in Kraft zu bleiben. Für den Zeitraum vom 1. Oktober 2022 bis 31. März 2024 wurde der Steuersatz für die Lieferung von Gas auf den ermäßigten Satz von 7 Prozent gesenkt.

Gemäß der Beschlussempfehlung des Finanzausschusses des Bundestags soll diese Absenkung zum 29. Februar 2024 auslaufen. Die bisherige Befristung bis zum 31. März 2024 könnte jedoch beibehalten werden, falls das Wachstumschancengesetz bis dahin nicht verabschiedet wird.

Wir möchten unsere Kunden versichern, dass wir stets den aktuell gültigen Umsatzsteuersatz korrekt abbilden und Sie transparent über etwaige Veränderungen informieren.

 

Versorgungssicherheit: Investitionen in die Zukunft

Im Jahr 2024 stehen wir erneut vor großen Herausforderungen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Leitungsnetze auszubauen. Ein Gesamtbetrag von etwa 3 Mio. Euro wird in die Infrastruktur investiert, zusätzlich fließen weitere 2,4 Mio. Euro in die Instandhaltung unserer Anlagen. Die steigenden Verlustausgleichzahlungen, die mittlerweile fast 2 Mio. Euro erreichen, dienen der Sicherstellung des Betriebs des Johannisbades.

Axel Schneegans betont die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur: "Unsere Verpflichtung zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit ist essenziell. Im Jahr 2024 setzen wir nicht nur auf Innovationen und den Ausbau unserer Leitungsnetze, sondern investieren auch gezielt in die Instandhaltung unserer bestehenden Anlagen."

Es fällt auf, dass der Anteil der Investitionskosten in die Erdgasinfrastruktur weiter abnimmt. Schneegans äußert seine Hoffnung in Bezug auf die Ankündigungen der Bundesregierung zur künftigen Verfügbarkeit von Wasserstoff: "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Versprechungen nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben. Andernfalls sehe ich die Gefahr, dass diese essenzielle Infrastruktur auf dem absteigenden Ast gerät. Als überzeugter Erdgasfachmann hoffe ich auf konkrete Maßnahmen und Investitionen in die Wasserstoffinfrastruktur, um den Wandel in der Energiewelt voranzutreiben."

 

Johannisbad Freiberg: Appell für Gerechtigkeit und Unterstützung

Das Johannisbad, welches ebenfalls seit 2014 zum Konzern der Stadtwerke gehört, stellt den Vorstand der Stadtwerke Freiberg vor ganz besondere Herausforderungen. Die Einrichtung, die vor mehr als 21 Jahren ohne jegliche Förderung von Bund oder Land erbaut wurde, sieht sich nun mit der dringenden Notwendigkeit zur Sanierung und Weiterentwicklung konfrontiert. Die Freiberger Bäderbetriebsgesellschaft mbH hat jedoch keine Fördermöglichkeiten zur Verfügung.

Schneegans äußert seinen Unmut über die bestehende Ungerechtigkeit: "Ich habe die Ungerechtigkeit, der das Johannisbad gegenübersteht, mehrfach und nachdrücklich bei den entsprechenden Stellen in der Landesregierung angesprochen. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bädern in Sachsen, die teils mit erheblichen Millionenbeträgen gefördert werden, wird Freiberg mit guten Worten abgespeist."

Die dringend erforderliche Sanierung des Johannisbads darf nicht allein auf Freiberg abgewälzt werden. Schneegans macht deutlich, dass von Angebotserweiterungen und Attraktivitätssteigerungen im Moment keine Rede ist. " Wir betreiben hier die größte Freizeit- und Sportstätte im Landkreis Mittelsachsen und nehmen auch überregionale Aufgaben wahr. Allein 31 Schulen – 19 davon liegen nicht in Freiberg – nutzen unsere Einrichtung zur Sicherstellung des Schulschwimmunterrichtes. Deshalb glaube ich nicht, dass der Betrieb und die Finanzierung allein der Freiberger Bürgerschaft aufgelastet werden darf.“, schließt Schneegans dieses für ihn äußerst unerfreuliche Thema ab.

 

Gemeinsam in die Zukunft!

Wie Sie sehen, stehen wir vor vielen Herausforderungen, aber gemeinsam mit Ihnen, unseren geschätzten Kunden, werden wir diese meistern. Wir sind fest entschlossen, auch im kommenden Jahr erstklassigen Service, innovative Lösungen und bezahlbare Energie bereitzustellen.

Ihre Zufriedenheit ist unser Antrieb und wir sind stolz darauf, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich den Veränderungen stellt und nachhaltige Wege für die Energieversorgung sucht. Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen und Ihre Treue. Lassen Sie uns gemeinsam die Chancen nutzen, die vor uns liegen und freuen Sie sich auf ein Jahr voller Energie, Innovation und positiver Veränderungen!

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