StadtwerkeGespräch

21 Jahre bei den Stadtwerken: ein Rück- & Ausblick

9. August 2022  Sven  Schulz Sven Schulz

Am 9. August 2001 habe ich meine Ausbildung bei den Stadtwerken in Freiberg begonnen. Somit bin ich heute sage und schreibe 21 Jahre hier beschäftigt. Eine lange Zeit, in der viel passiert ist.

Wer bin ich und was will ich einmal werden?

Diese Frage stellt sich sicher jeder junge Mensch zu Beginn seines Berufslebens. Schon zeitig war für mich klar, dass ich später zwar im Büro arbeiten, aber trotzdem den Kontakt zu Menschen möchte. Somit war es für mich eine tolle Nachricht, die mir auf der Klassenfahrt 2001 am Telefon überbracht wurde: „Du kannst deine Ausbildung bei den Stadtwerken beginnen“, sagte meine Mutter am anderen Ende. Diese beendete ich 2004 erfolgreich. 2009 folgte dann der Abschluss zum Energiefachwirt. Nach meiner Lehre wurde ich im Kundenzentrum eingesetzt. 21 Jahre Stadtwerke, das ist eine lange Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Für mich sind die Stadtwerke Freiberg auch nach dieser langen Zeit ein toller Arbeitgeber. Ein junges Team, hervorragende Arbeitsbedingungen und eine abwechslungsreiche Tätigkeit in einem modernen Arbeitsumfeld.

Stadtwerke – von der Behörde zum Dienstleister

Als Strom-, Erdgas,- und Wärmelieferant haben es die Stadtwerke Freiberg in so ziemlich jeden Freiberger Haushalt geschafft. Aber es gibt Orte, da kommen selbst die Stadtwerke nicht einfach so hin: in die Köpfe und Herzen der Menschen in der Region.

Schwer, aber nicht unmöglich – man muss nur zeigen, dass man es ehrlich meint. Als ich damals anfing hier zu arbeiten, waren wir nach Meinung vieler Kunden ein Energieversorger mit angestaubtem Image – nicht schlecht, sehr traditionell, aber eben auch nicht besonders modern oder fortschrittlich – mehr eine Behörde als ein Dienstleistungsunternehmen. Hört man sich jetzt um, spricht mit Kunden und verfolgt das Feedback in sozialen Medien, merkt man, es hat sich seitdem viel getan!

Ein modernes Kundenzentrum, zeitgemäße Serviceangebote, ein Auftreten und Design in frischen Farben, ein eigenes Heizkraftwerk an der Chemnitzer Straße, hochmoderne Elektrofahrzeuge in Verbindung mit einer überlegt geschaffenen Ladeinfrastruktur in Freiberg und nicht zu vergessen, einen modernen Internetauftritt sowie die Präsenz bei Social Media und einen eigenen WhatsApp-Service, um nur einige Veränderungen zu nennen. Seit 2014 betreiben wir als Stadtwerke Freiberg das Johannisbad und setzen uns aktiv für die Vereinskultur ein – auch dies ist eine Herzensangelegenheit für die Zukunft unserer Stadt mit vielen positiven Synergien – eben ein Energiedienstleister des 21. Jahrhunderts.

In den letzten Jahren haben wir uns dem Wettbewerb in einem immer härter umkämpften Strom- und Erdgasmarkt, verbunden mit immer stärkerer Regulierung, stellen müssen. Als ich 2001 zu den Stadtwerken kam, war die Liberalisierung der Energiemärkte gerade einmal drei Jahre her und wir hatten mehr oder weniger noch eine Monopolstellung in Freiberg. Den Wandel zu einem modernen Versorgungsunternehmen haben wir aus meiner Sicht geschafft – gemeinsam mit Euch. Wir haben für unsere Kunden in der Vergangenheit viele neue Produkte und Bonusprogramme entwickelt, die wirklich einen Mehrwert geboten und allen Beteiligten genutzt haben und nach wie vor nutzen. Wir sind froh, ein so partnerschaftliches und offenes Miteinander entwickelt zu haben.

Uns gibt es nun schon über 30 Jahre, darauf sind wir ganz besonders stolz. Oftmals wandeln wir in unserer Weiterentwicklung auf einem schmalen Grat zwischen dem Wahren der Tradition und dem Gestalten der Zukunft. Aber dabei verlieren wir nie unsere Verpflichtung als Energieversorger aus den Augen. Denn eine sichere, zuverlässige und stabile Versorgung mit Strom, Erdgas und Wärme ist nach wie vor unser Hauptaugenmerk und der wichtigste Faktor für den Wirtschaftsstandort Freiberg. Auch unsere Verantwortung für Kultur, Soziales und Sport vergessen wir dabei nicht. Inzwischen sagt man auch zu einem eher traditionellen Unternehmen wie den Stadtwerken schon mal: Die sind ja eigentlich ganz cool.

Ihr seid mit Abstand die besten Kunden

Seit 2020 hat sich die Kommunikation zu Euch, unseren Kunden, coronabedingt verändert. Mehr Abstand, mehr digitale Angebote, weniger persönlicher Kundenkontakt. Dies war auch für meine Kollegen und mich im Kundenzentrum ungewohnt. Aber wir haben die Herausforderung angenommen und unsere digitale Präsenz in dieser Zeit weiter ausgebaut. Viele nette Gespräche konnten wir auch telefonisch führen und später, dank Hygienekonzept, auch wieder persönlich für Euch da sein. Rückblickend kann man sagen, dass wir bisher gemeinsam überdurchschnittlich gut durch diese Pandemie gekommen sind. Die Erreichbarkeit für Euch war zu jeder Zeit gewährleistet und auch die Umstellung auf die digitale oder telefonische Kommunikation erfolgte problemlos und erfolgreich. Grund hierfür ist und war auch Euer Verständnis für diese besondere Situation. Hoffen wir gemeinsam, dass wir auch weiterhin für Euch persönlich da sein dürfen.

Aktuelle Herausforderungen – größer denn je

Neben der Coronapandemie ist die jetzige Energiekrise, welche bereits Mitte 2021 aufflammte, auch für uns ein ernstes Thema und die größte Herausforderung in unserer Zeit und für unsere Branche. Der Wettbewerb ist fast zum Erliegen gekommen, große Unsicherheit bestimmt das Marktgeschehen – täglich ändert sich die Nachrichtenlage.

Wirtschaft, Energieversorger und auch Kunden kämpfen bundesweit vielerorts förmlich ums Überleben – ein Ende der Preisspirale ist derzeit nicht absehbar. Kundenberater zu sein heißt momentan nicht mehr über Produkte zu beraten, sondern den Kunden Hilfe-zur-Selbsthilfe zu geben, z. B. beim Thema Energieeinsparung, Seelsorger zu sein und sich den Nöten und Ängsten der Leute mit dem gebotenen Ernst anzunehmen. Panik wäre jetzt ein schlechter Begleiter, aber vorausschauend die Herausforderungen und Möglichkeiten zu besprechen, ist sicher der richtige Weg.

Dass wir so schnell in eine derartige Situation geraten, war sicher nicht zu erwarten. Aus meiner Sicht wurden politisch  in den letzten Jahren viele Weichen falsch gestellt – die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, dazu noch leitungsgebunden, war nur auf kurze Sicht eine Entscheidung für vermeintlich langfristig billige Energie – ein Trugbild. Der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien, konkrete Konzepte für die Einsparung von Energie und die Abfederung der Energiepreise wird nunmehr nötig sein, um diese Krise zu bewältigen. Aber auch hier wird es wieder nur gemeinsam gehen, um nicht weniger als die Wärme- und Energiewende im Rekordtempo voranzutreiben.

Gemeinsam sind wir stark!

Ich möchte an dieser Stelle an den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft appellieren. An das Vertrauen in uns alle – in die Politik, die Wirtschaft, in Euch selbst und in Eure Stadtwerke Freiberg. Wir befinden uns inmitten einer großen Krise. Aber jede Krise ist auch eine Chance. Wir arbeiten ständig für Euch, um alles in unserer Macht Stehende zu tun, um diese Chancen für Freiberg zu ergreifen und zu nutzen. Wir sind weiterhin gern persönlich für Euch da!

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